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Was bedeutet eigentlich Rangieren? Teil 2

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Was bedeutet eigentlich Rangieren Teil 2

Was bedeutet eigentlich Rangieren Teil 2

Im Zusammenhang mit Zügen hat vermutlich jeder schon einmal den Begriff Rangieren gehört. Doch was genau ist das eigentlich? In einem mehrteiligen Beitrag erklären wir, was Rangieren bei Zügen bedeutet. Dabei schauen wir uns jetzt, in Teil 2, die Abläufe in einem Rangierbahnhof an.

 

Wie läuft das Rangieren in einem Rangierbahnhof ab?

Anders als Personen- und Güterbahnhöfe sind Rangierbahnhöfe keine Zugangsstellen zum Eisenbahnnetz. Stattdessen dienen sie innerhalb des Netzes als Betriebsbahnhöfe des Güterverkehrs mit bestimmten Aufgaben. Allerdings ist es möglich, dass ein Bahnhof mehrere Teile umfasst, die nebeneinander liegen und verschiedenen Aufgabenbereichen zugeordnet sind. In diesem Fall wäre der Rangierbahnhof lediglich ein Teil einer kombinierten Bahnhofsanlage. Was die Ausdehnung der Gleisanlagen angeht, sind Rangierbahnhöfe die größten Bahnhöfe.

Vor allem in großen Rangierbahnhöfen ist das Ablaufen von Güterwagen über einen Ablaufberg üblich. Verglichen mit anderen Rangierverfahren führt diese Rangiermethode, die einem Fließbandverfahren ähnelt, dazu, dass Güterzüge deutlich schneller und einfacher zerlegt und zu neuen Zügen zusammengesetzt werden können.

 

Das Erfassen der Daten

Güterzüge, die im Rangierbahnhof ankommen, fahren in aller Regel in die sogenannte Einfahrgruppe. Hier werden sie zuerst für das Zerlegen vorbereitet. Dazu werden die Wagenreihung erfasst und die einzelnen Wagen ihren jeweiligen Zielen zugeordnet. Die Wagenreihung und verschiedene andere Daten sind zwar in EDV-Systemen gespeichert und vorgemeldet. Dadurch sind sie bekannt, noch bevor der Zug ankommt.

Trotzdem gibt es Angaben, die für das Ablaufverfahren notwendig sind und erst vor Ort erfasst werden. Das betrifft zum Beispiel die Richtungsgleise, in die die Fahrzeuge einsortiert werden. Gleiches gilt für bestimmte Eigenschaften der Fahrzeuge und der Ladung, die besondere Vorsichtsmaßnahmen beim Ablaufen erfordern. So gibt es beispielsweise Wagen, bei denen das Abstoßen und Ablaufen komplett untersagt oder nur dann zulässig ist, wenn sie per Handbremse oder mit zwei Hemmschuhen aufgehalten werden können.

Erfasst werden die Daten klassischerweise über den Rangierzettel. Er hält die Aufgabenverteilung fest und informiert alle, die am Ablaufvorgang beteiligt sind. Das sind der Führer des Triebfahrzeugs, die Rangierer und das Stellwerkspersonal. Heute gibt es aber nur noch selten echte, von Hand beschriebene Rangierzettel aus Papier. An ihre Stelle sind tragbare Eingabegeräte getreten, die die erfassten Daten per Funk an eine Zentrale übermitteln und anschließend von dort aus weiterverarbeitet werden.

 

Die Vorbereitung

Nach der Erfassung kann das Ablaufen vorbereitet werden. Dafür werden die Druckluftbremsen gelöst, die einzelnen Wagen und Wagengruppen lang gemacht und eventuell sofort entkoppelt. Langmachen bedeutet, dass die Schraubenkupplungen gelockert werden, damit ein Entkuppler die langsam in Richtung Ablaufberg vorbeifahrenden Wagen mit einer Kuppelstange von der Seite aus entkoppeln kann.

Während diese Vorbereitungen stattfinden, rüstet sich der Weichenwärter im Ablaufstellwerk für das eigentliche Ablaufen. Stellt er in älteren Stellwerken die Weichen manuell, orientiert er sich am Rangierzettel. Darauf sind die Reihenfolge der ablaufenden Wagen oder Wagengruppen und die Zielgleise in der Richtungsgruppe des Bahnhofs, denen die Fahrzeuge zugeordnet sind, erfasst. Modernere Ablaufstellwerke stellen die Weichen während des Vorgangs selbstständig ein. Dazu gibt der Weichenwärter die Daten aus dem Rangierzettel in die Anlage ein und speichert sie ab.

 

Das Abdrücken

Die Verantwortung für das Ablaufen über den Ablaufberg, das auch als Abdrücken bezeichnet wird, trägt der Rangierbegleiter. In der Fachsprache wird er Ablaufleiter, Bergmeister oder Rückenmeister genannt. Er übernimmt Aufgaben, für die sonst der Triebfahrzeugführer zuständig ist.

Kommt eine funkferngesteuerte Rangierlokomotive als Abdrücklokomotive zum Einsatz und steuert der Rangierbegleiter sie unmittelbar von seinem Platz am Scheitelpunkt des Ablaufbergs aus, obliegen ihm die Aufgaben des Rangierbegleiters und des Triebfahrzeugführers. Im normalen Ablaufbetrieb hingegen nutzt der Rangierbegleiter Abdrücksignale, um dem Triebfahrzeugführer die Fahraufträge zu geben. Auf die Rangiersignale kommen wir in Teil 3 noch zu sprechen.

Im automatischen Ablaufbetrieb stellen sich die Weichen dadurch um, dass die Wagen Schienenkontakte und Freimeldeabschnitte befahren und passieren. Der Weichenwärter muss die Ablaufvorgänge dann nur noch im Blick haben, damit er sofort eingreifen kann, wenn Unregelmäßigkeiten auftauchen. Störungen wie zum Beispiel Fehlläufe in ein falsches Gleis sind aber eher die Ausnahme. Falls sie vorkommen, gehen sie meist auf eine zu hohe Abdrückgeschwindigkeit zurück, die dazu geführt hat, dass die Anlage nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte.

Im Unterschied dazu muss der Weichenwärter für den manuellen Ablaufbetrieb hoch konzentriert und sehr erfahren sein. Ein Bedienungsfehler kann einen Fehllauf zur Folge haben, der nur mit erheblichem Rangieraufwand korrigiert werden kann. Schlimmstenfalls lässt die falsche Bedienung einer Weiche ein Fahrzeug entgleisen.

 

Das Bilden des neuen Zugs

Das Gefälle des Ablaufbergs ist so berechnet, dass auch schlecht laufende Wagen die Weichenzone durchfahren und das Zielgleis ohne vorherigen Stopp erreichen können. Um zu vermeiden, dass die Wagen mit einer zu hohen Geschwindigkeit im Zielgleis ankommen, ist es aus diesem Grund notwendig, die überschüssige Energie während des Ablaufens abzubremsen. Das erfolgt mithilfe von Gleisbremsen, die in die Gleise integriert sind.

Früher bestanden die Gleisbremsen aus einer Auswurfvorrichtung für Hemmschuhe. Dabei wurde ein Hemmschuh auf die Schiene aufgelegt und von einer Vorrichtung wieder ausgeworfen, damit das inzwischen abgebremste Fahrzeug weiterrollen konnte. Moderne Anlagen nutzen Balkengleisbremsen, bei denen die Bremskraft abgestimmt auf die Windstärke, Fahrzeugmasse und Wagengeschwindigkeit elektronisch geregelt wird.

Hemmschuhe fangen die Wagen, die in den Richtungsgleisen ankommen, vor den bereits im Gleis stehenden Wagen ab und bremsen sie bis zum Stillstand aus. Modern ausgestattete Rangierbahnhöfe verfügen über Gleisbremsen oder Fördereinrichtungen in den Gleisen der Richtungsgruppe. Sie fangen die Wagen, die vom Ablaufberg herunterrollen, selbstständig auf und führen sie kuppelreif an die schon vorhandenen Wagen heran. Dieser Vorgang nennt sich Beidrücken.

Es kann notwendig sein, dass eine Rangierlokomotive die Wagen in Richtungsgleisen zum Kuppeln beidrückt. Müssen die Wagen für den neuen Güterzug in Gruppen zusammengestellt werden, werden sie in einem zweiten Schritt noch einmal geordnet.

Erst nach dem eventuellen Nachordnen kann der neu zusammengesetzte Güterzug in der Ausfahrgruppe des Rangierbahnhofs mit einer Zuglokomotive verbunden und für die Fahrt vorbereitet werden. Hat die Zugaufsicht die Abfahrbereitschaft festgestellt und sind auch alle weiteren Voraussetzungen für die Fahrt gegeben, kann der Güterzug den Rangierbahnhof verlassen und zu seinem Ziel rollen.

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