Der Schienengüterverkehr als Teil der kritischen Infrastruktur

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Der Schienengüterverkehr als Teil der kritischen Infrastruktur

Der Schienengüterverkehr als Teil der kritischen Infrastruktur

Das Brandenburgische Institut für Gesellschaft und Sicherheit (BIGS) hat im Auftrag der DB Cargo  eine Studie durchgeführt, bei der der Schienengüterverkehr als Teil der kritischen Infrastruktur untersucht wurde.

Die Studie analysierte die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs und leitete den daraus folgenden Handlungsbedarf ab.

 

Die Hintergründe zur Studie

Die Corona-Krise wirkte sich erheblich auf die Lieferketten in der Industrie, zum Teil aber auch auf die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs aus. Weil globale Warenketten plötzlich unterbrochen waren, stieg die Bedeutung der Produktion und des Warenaustauschs auf nationaler und europäischer Ebene deutlich. Der internationale Flugverkehr war nahezu ausgesetzt und selbst dem Güterverkehr auf der Straße, der als flexibel gilt, machten die wieder eingeführten Grenzkontrollen innerhalb der EU spürbar zu schaffen.

In diesem Szenario zeigte sich der Wettbewerbsvorteil des Verkehrsträgers Schiene im Gütertransport und als Element im kombinierten Verkehr. Das gut ausgebaute, fast flächendeckend erschlossene Netz des Schienengüterverkehrs machte es möglich, Transporte vermehrt und auch über Landesgrenzen hinweg auf der Schiene abzuwickeln. Zusammen mit dem Güterverkehr auf der Straße konnte durch den Warenumschlag an multimodalen Terminals die Versorgung mit Gütern aller Art sichergestellt werden.

Ein Grund dafür, dass die gestiegene Nachfrage im Schienengüterverkehr bedient werden konnte, war aber, dass zu dieser Zeit mehr Kapazitäten für den Schienengüterverkehr verfügbar waren. Denn der Personenverkehr ging zurück.

In der Ausnahmesituation der Pandemie, in der die üblichen Versorgungswege beeinträchtigt waren, konnte die Schiene als Verkehrsträger also einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung von Industrie und Bevölkerung leisten.

Doch was ist in anderen Katastrophenlagen, bei denen die Nachfrage im Personenverkehr nicht sinkt? Kann der Schienengüterverkehr einer erhöhten Nachfrage nach Transportkapazitäten auch dann gerecht werden, wenn er sich das Schienennetz unverändert mit Personenzügen teilen muss? Wie wirken sich unterschiedliche Bedrohungen auf die Leistungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs aus? Und welche Maßnahmen sind notwendig, um Transporte auf dem Schienenweg zu gewährleisten?

Solchen Fragen ging die Studie nach.

 

Der Transportsektor als Teil der kritischen Infrastruktur

Damit die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet ist und die gesellschaftlichen Grundlagen funktionieren, hat der Staat die Aufgabe, die kritische Infrastruktur zu schützen und ihre Leistungsfähigkeit sicherzustellen. Dabei beinhaltet die kritische Infrastruktur unter anderem die Verwaltung, das Gesundheitswesen und die Sektoren Ernährung, Wasser und Energie.

Auch der Transport und Verkehr zählt zur kritischen Infrastruktur. Denn er trägt dazu bei, dass Güter wie Lebensmittel oder Kraftstoffe dort ankommen, wo sie benötigt werden. Außerdem stellt der Sektor Dienstleistungen im Zusammenhang mit Mobilität zur Verfügung.

Das Gesetz zur Sicherung von Verkehrsleistungen (VerkLG) regelt, dass und wie im Katastrophen- oder Krisenfall ausreichende Verkehrsleistungen zur Verfügung stehen. Der Schienenverkehr hat dabei eine Schlüsselfunktion und kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass Gefahren abgewehrt und bewältigt werden können.

 

Verschiedene Transportwege

Für Gütertransporte kommen unterschiedliche Verkehrsmittel in Frage. Welcher Verkehrsträger geeignet ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel die Verfügbarkeit der Verkehrsmittel, der Zugang zum Netz, die Transportdauer und der Preis.

Der Straßenverkehr verfügt über ein sehr dichtes Netz und Fahrzeuge wie Lkws sind in großer Stückzahl vorhanden. Für die flächendeckende Belieferung vom Einzel- und Großhandel ist der Straßengüterverkehr deshalb eine gute Wahl.

Das Schienennetz ist vor allem in Richtung der Ballungsgebiete gut ausgebaut. Rund 2.000 Gleisanschlüsse und Umschlagbahnhöfe sorgen für einen nahezu flächendeckenden Zugang. Der Ganzzugverkehr ermöglicht, große Mengen zuverlässig, kostengünstig und umweltfreundlich zu transportieren. Für kleinere Transportmengen bietet sich der Einzelwagenverkehr an.

Der Binnenschiffsverkehr lässt sich vor allem für größere Transportmengen im industriellen Bereich effizient nutzen. Allerdings erfordert dieses Verkehrsmittel mehr Planung.      

 

Bedrohungslagen und Auswirkungen auf den Schienengüterverkehr

Als Teil der kritischen Infrastruktur muss der Transportsektor auch bei einer Bedrohungslage funktionsfähig bleiben. Die Studie des BIGS hat deshalb untersucht, welche Folgen verschiedene Krisensituationen auf den Verkehrsmarkt haben.

Kommt es flächendeckend zu einem langanhaltenden Stromausfall, fällt der Großteil aller elektrisch betriebenen Anlagen aus. Das betrifft nicht nur den elektrifizierten Schienenverkehr. Auch der Straßenverkehr ist beeinträchtigt, wenn zum Beispiel Ampeln nicht funktionieren. Außerdem kommt es zum Stillstand, wenn die Tankreserven aufgebraucht sind. Denn Tankstellen sind für den Betrieb auf Strom angewiesen. Ausgefallene Schleusen bremsen die Binnenschifffahrt aus.

Vorhandene Notfallkonzepte halten einen Notbetrieb im Schienenverkehr aufrecht. Das gelingt durch Dieselloks und verschraubte Weichen an den Hauptachsen. Der Schienengüterverkehr wird damit zum zentralen Transportweg, der die Ausfälle auf der Straße und in der Binnenschifffahrt mit auffängt. Ein paar Tankstellen, die mit Notaggregaten oder manuellen Pumpen ausgerüstet sind, sichern den stark eingeschränkten Gütertransport auf dem letzten Stück über die Straße.

Auch Auswirkungen des Klimas können dem Güterverkehr sehr zu schaffen machen. Hitzewellen oder Starkregen bringen die Schifffahrt zum Erliegen, weil die Pegel in Binnengewässern zu niedrig oder zu hoch sind. Der Schienengüterverkehr muss dann ein springen, um die großen Warenmengen zu befördern.

Starkregen und Hochwasser können lokal Straßen und Schienenwege unterspülen oder überschwemmen. Die Folge ist, dass Ausweichrouten genommen werden müssen. Bei starker Hitze weichen die Fahrbahndecken von Straßen auf und Reifen können platzen. Dadurch mehren sich die Unfälle und die Ausfälle im Straßengüterverkehr. Auch gesundheitliche Probleme von Lkw-Fahrern wie Kreislaufprobleme oder Atembeschwerden infolge der Hitze können den Betrieb beeinträchtigen. Im Schienentransport sind die Auswirkungen weniger groß, weil er nicht so personalintensiv ist wie der Straßenverkehr. Vor allem der Einzelwagenverkehr auf der Schiene kann dann Ausfälle auf der Straße gut kompensieren.

Im Fall einer Pandemie ist zu wenig Personal das größte Problem. Erkrankungen, Quarantäne-Maßnahmen oder Lockdowns führen dazu, dass viele Transporte auf der Straße nicht stattfinden können und der innereuropäische Warenfluss stockt.

Der erste Lockdown im Corona-Jahr 2020 zeigte auf, wie massiv sich Grenzschließungen auswirken können. Anders als im Straßengüterverkehr sind die Folgen auf der Schiene kaum zu spüren. Denn Zugpersonal kann an der Grenze wechseln und so samt Ladung weiterfahren.

 

Fazit

Um die Versorgung sicherzustellen, können Warentransporte im Ernstfall auf andere Verkehrsträger verlagert werden. Die Schiene spielt dabei eine wesentliche Rolle, weil sie sowohl den Binnenschiffsverkehr ersetzen als auch große Teile des Straßenverkehrs kompensieren kann. Trotzdem müssen Maßnahmen getroffen werden, die den Schienengüterverkehr fördern und seine Leistungsfähigkeit als Teil der kritischen Infrastruktur gewährleisten.

Dazu zählen der Ausbau von Infrastrukturen und Kapazitäten, der Erhalt von Umschlagplätzen und Investitionen in die Sicherheit. Besondere Beachtung sollten außerdem Terminals für den multimodalen Transport finden.

Die gesamte Studie ist auf der Webseite des BIGS abrufbar.

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